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30
Jun

Von Herbergseltern, interessanten Begegnungen und Sternzeichen

30.06.2022

Der Münchner Walter Tiroke hat fast 2.500 Übernachtungen in mehr als 1.200 Jugendherbergen aufzuweisen

 

Auf seinem gut gefüllten Teller liegen Weißweinwürste mit Senfsauce, Pommes Frites und dampfendes Gemüse. Wir sind im Restaurant der Jugendherberge Beaufort in der wunderschönen Region Müllerthal – Kleine Luxemburger Schweiz und es fällt uns schwer Walter Tiroke beim Essen zu stören. Denn genüsslich verspeist der sein Abendessen, welches er sich auch redlich verdient hat nach seiner langen Reise mit dem Fahrrad. Als wir ihn ansprechen lädt er uns dazu ein zusammen mit ihm zu Abend zu essen.

Kurzer Rückblick: Walter Tiroke hatte sich vor ein paar Wochen bei uns per Mail gemeldet und erklärt, dass er Luxemburg bereisen würde. Alles schön und gut – ein gern gesehener Gast eben. Als er uns dann erzählt, dass er bereits seit knapp 50 Jahren alle Herrenländer der Welt bereist und nur in Jugendherbergen übernachtet, war unser Interesse sofort geweckt und wir wollten diesen Menschen besser kennen lernen. Wer ist dieser Mann und wieso Jugendherbergen?

Zurück zu den Würsten in Senfsauce. „Welches Sternzeichen sind Sie denn?“ fragt er mit einem schelmischen Grinsen im Gesicht. Er, Jungfrau, 68 Jahre alt, stammt aus München. Auf die Frage wo ihn seine Reise momentan hinführt erklärt der sympathische Bayer, dass er gerade aus St. Vith angereist sei, hier in Beaufort übernachtet und dann weiter nach Trier und wieder nach Hause reist. Das ganze per Zug und natürlich mit dem Fahrrad, seinem treuen Begleiter. „Übernachtet wird nur in Jugendherbergen“ so sein Motto. Bei der Frage nach dem „Wieso“ erklärt er ,dass er bei seinen Übernachtungen in Jugendherbergen die schönsten Freundschaften schließt, die interessantesten Menschen kennenlernt, die schönsten Geschichten erlebt, am schnellsten Anschluss findet als Alleinreisender und er am meisten über sich selbst rausfindet. Natürlich ist ihm das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Übernachten nicht unwichtig. „Denn als Jungfrau achtet man doch schon aufs Geld“, so der Kosmopolit.

Seit er 1973 das erste Mal in Italien dank eines Schulkollegen in einer Jugendherberge bei damals noch richtigen Herbergseltern übernachtet hat, ist er Fan vom Herbergsnetz und dies nicht nur in Europa sondern auf der ganzen Welt. Von Australien nach Indonesien, von Frankreich nach Bolivien. Er hat fast schon die ganze Welt gesehen. „Einen Weltenbummler nennt man mich, aber das stimmt nicht, denn zum Bummeln ist die Zeit zu wertvoll“, lacht der ehemalige Beamte. Dass er Zahlen mag, sieht man an Hand seiner Notizen die er sich bei jeder Etappe seiner Reisen macht. Eine handgeschriebene Tabelle gibt die Übernachtungen, Länder und Jugendherbergen wieder die er seit den Siebzigern besucht hat. Ganze 2.470 Übernachtungen – Beaufort mit eingerechnet – in 74 Ländern und 1.208 Jugendherbergen. Und die Übernachtung in Beaufort ist noch dazu die 1.300. in einer ausländischen Jugendherberge!

Zusätzlich zu seinen Zahlen macht der 68-Jährige sich täglich Notizen, von seinen Erfahrungen, Begegnungen, dem Wetter, seiner Tagesform. Sogar die gefahrenen Kilometer auf dem Fahrrad werden festgehalten. „Damit ich meine Reisen nicht vergesse“, ist seine Begründung. Und damit er auch beim Packen nichts vergisst. So wie zum Beispiel die Regenklamotten. Gut so, denn schon geht wieder ein Schauer über Beaufort nieder. Typisch luxemburgisches Wetter halt.

Aber nicht nur das Wetter sondern auch das Land kennt Walter Tiroke mittlerweile gut. In den achtziger Jahren verschlug es ihn das erste Mal nach Luxemburg – in die Jugendherberge der Hauptstadt im Pfaffenthal. Sehr gut hat es im dort gefallen. So kam es dann, dass er in den letzten 30 Jahren immer wieder ins Großherzogtum zurück kehrt und in den Herbergen Burglinster, Hollenfels, Troisvierges, Lultzhausen, Vianden und Echternach übernachtet.

Wohin die nächste Reise geht und wie lange sie dauern wird entscheidet der Abenteuerlustige intuitiv. „Reiseziele wie Australien, Bolivien und Indonesien stehen natürlich nicht jedes Jahr auf dem Programm“, so Walter Tiroke. Denn fliegen liegt ihm nicht so wirklich und natürlich sind solche Reisen auch nicht gerade günstig. Demnächst geht es nach Hasselt in Belgien, Zoersel nahe Antwerpen und Perpignan in Frankreich. Aber auch nach Luxemburg wird er nächstes Jahr wieder zurückkehren, denn die Jugendherberge in Esch-Alzette hat er zum Beispiel noch nicht besucht. Viele Länder und Kontinente hat er bereist, jedoch befindet sich seine Lieblingsherberge in Deutschland, und genauer noch in Nürnberg inmitten alter Burgmauern in seiner Heimat Bayern.

Nach diesem ausführlichen und sehr interessanten Gespräch mit dem liebenswürdigen Münchner machen wir uns wieder auf den Weg nach Hause und dies viel reicher… an Abenteuerlust, witzigen Geschichten, Lachfältchen und Geographie-Kenntnissen. Wir wünschen Walter Tiroke noch viel Spaß bei seinen weiteren Reisen und freuen uns auf ein baldiges Wiedersehen mit ihm.

Walter Tiroke bei seiner 1300sten Übernachtung in einer ausländischen Jugendherberge.

Walter Tiroke bei seiner 1300sten Übernachtung in einer ausländischen Jugendherberge.

Von Australien nach Indonesien, von Frankreich nach Bolivien. Er hat fast schon die ganze Welt gesehen und war auch schon im Nepal auf Wanderung....

Von Australien nach Indonesien, von Frankreich nach Bolivien. Er hat fast schon die ganze Welt gesehen und war auch schon im Nepal auf Wanderung....

...dem durchschnittlich höchstgelegenen Staat der Welt.

...dem durchschnittlich höchstgelegenen Staat der Welt.

Sowie in Niederdorla, welches unweit de geographischen Mittelpunkts Deutschland liegt.

Sowie in Niederdorla, welches unweit de geographischen Mittelpunkts Deutschland liegt.

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